Weißtannenoffensive
Vorträge und Exkursion Forstamt Westrich, 22.10.2019
(Nachbericht)

Im Rahmen der „Weißtannenoffensive“ der ANW-Deutschland fand am 22. Oktober eine Tagesveranstaltung im Bereich des Forstamtes Westrich statt.
Theodor Ringeisen und das gesamte Team des Forstamtes hatten die Veranstaltung hervorragend vorbereitet und führten professionell durch den Tag. Die Vortragsreihe des Vormittags startete Stephan Schusser, der die umfangreichen Maßnahmen zur Etablierung der Weißtanne im sächsichen Forstbezirk Eibenstock vorstellte. Es ist immer wieder beeindruckend zu hören mit welcher Vehemenz, Zielstrebigkeit, Konsequenz und Mut der Waldumbau in einem ehemaligen Staatsjagdgebiet mit trostlosen, maximal vom Wild geschädigten Fichtenreinbeständen angegangen wurde und wird. Die Inhalte des Vortrags sind auf unserer Seite unter „Download, Exkursionsberichte“ bereits eingestellt. Gleichzeitig wird deutlich welch eine Mammutaufgabe ein nennenswerter Baumartenwechsel ist. Die Begründung von 1.560 ha Weißtanne bedeutet „gerade einmal“ 8% der Fläche.
Franz-Josef Risse berichtete über die Weißtanne in Baden-Württemberg und damit über Erfahrungen aus dem weißtannenreichsten Bundesland. Es wurde deutlich, dass dort tendenziell hohe Anforderungen an Standort und Niederschlagsregime aber auch an die Bäume selbst gestellt werden. In Anlehnung an diese Parameter sollten die Ziele variiert werden. Hohe Qualitäten auf gut geeignetem Standort sind für starkes Wertholz geeignet, mäßige Qualitäten sollten bei den Durchforstungen entnommen werden. Grenzstandorte sind nach seiner Einschätzung wenig geeignet für sehr hohe Zieldurchmesser.
Die Holzqualität stand im Vordergrund des Vortrags von Sven Rohwer (Sägewerk van Roje, im Namen der Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V.) zu Vermarktung und Verwendung des Weißtannenholzes. Die Weißtanne hat das technische Potenzial um zukünftig zurück gehende Fichtenmengen zu kompensieren. In vielen Verwendungen können beide Holzarten zum Einsatz kommen, im Innenausbau hat die Tanne durch die fehlenden Harzgänge sogar Vorteile gegenüber der Fichte. Gleichzeitig betonte er aber z.B. das „No-Go“ der Vermischung von Tannen und Fichtenholz. Weißtanne bedarf vor allem einer getrennten Trocknung! Auch der Wimmerwuchs entwertet das Holz stark und er plädierte für eine frühzeitige Entnahme dieser Bäume.
Der Nachmittag wurde im Wald verbracht. Bewusst wurden Beispielbestände auf sehr verschiedenen geologischen Ausgangsmaterialien bereist. Dabei wurde deutlich, dass die Weißtanne vielfältige Anbaumöglichkeiten hat. Auf wechselfrischen Lehmen im Unteren Muschelkalk kann sie offenbar mit Ihrer Wurzelenergie gut gedeihen (ca. 850 mm Niederschlag j.). Der Obere Buntsandstein in einer ziemlich frischen bis frischen Variante ist ebenfalls gut geeignet. Aber auch auf ziemlich frischem, nährstoffarmen Standort des Mittleren Buntsandsteins fanden sich gute Weißtannen – jeweils mit prächtiger Verjüngung. Der massive Wildeinfluss auf die Verjüngung wurde wieder deutlich. Das beste Mittel ist selbstverständlich der Finger am Abzug, aber Forstamtsleiter Ringeisen konnte auch gute Ergebnisse mit Terminaltriebschutz an den relativ stabilen Trieben aufzeigen. Nach ca. 3-4 Jahren konsequenten Triebschutzes ausgewählter Bäumchen war jeweils eine Vitalisierung vieler Weißtännchen (nicht nur der geschützten) erkennbar.
Ein Dank gebührt ausdrücklich auch der Organisation von Karl-Ludwig Pentzlin, im Austausch mit der Bundes-ANW.