#jagengesternundheute

Warum bedarf die bisherige Jagd einer Veränderung?

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Die traditionelle Jagdpraxis in Deutschland, die sich oft als Prestigeprojekt und Selbstzweck versteht, bedarf einer grundlegenden Veränderung hin zu einer ökosystemorientierten Jagd. Die bisherige Jagdausübung und Organisation war überwiegend jägerorientiert und hat ökologische Belange weitgehend vernachlässigt. Hier sind die Hauptgründe, warum eine Transformation notwendig ist:

Jagd als Prestige und Selbstzweck

Viele Jäger zahlen erhebliche Summen für Jagdpacht, Revierausstattung und die Behebung von Wildschäden. Diese Investitionen sind oft mit dem Ziel verbunden, möglichst viele Wildtiere zu sehen, wenn sie auf die Jagd gehen. Für diese Jäger steht das Naturerlebnis und der Erlebnisbericht davon im Vordergrund, nicht unbedingt das Erlegen von Wild. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Abschuss von männlichem Wild mit möglichst großen Trophäen. Diese trophäenorientierte Jagd trägt dazu bei, dass Wildbestände künstlich hochgehalten werden, was dem Ökosystem erheblichen Schaden zufügt. Überhöhter Verbiss durch zu hohe Wildbestände verhindert die natürliche Verjüngung der Wälder und beeinträchtigt die Biodiversität.

Historische Prägung der Jagdstrukturen

Die bestehenden jagdlichen Bestimmungen und Entscheidungsorgane sind über die Jahre hinweg an diesen traditionellen Ansichten und Praktiken ausgerichtet worden. Diese jägerorientierten Strukturen haben die Jagd zu einem Hobby für eine privilegierte Minderheit gemacht, die wenig Rücksicht auf die ökologischen Konsequenzen ihres Handelns nimmt. Dies hat dazu geführt, dass die Jagd oft nicht im Einklang mit den Bedürfnissen des Ökosystems steht.

Gesellschaftliche Veränderungen und kritische Sicht auf die Jagd

Durch die zunehmende Urbanisierung und das wachsende Umweltbewusstsein der Bevölkerung steht die traditionelle Jagdpraxis zunehmend in der Kritik. Viele Menschen lehnen die trophäenorientierte Jagd ab und fordern eine Jagd, die sich an ökologischen Zielen orientiert. Gleichzeitig steigt das Interesse der Bevölkerung an Wald und Natur sowie an hochwertigem, tierschutzgerecht gewonnenem Fleisch. Eine moderne, ökosystemorientierte Jagd kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten.

Ökosystemorientierte Jagd als zukunftsweisender Ansatz

Moderne Jagd sollte sich am Ökosystem orientieren und Jäger sollten als Dienstleister für dieses agieren. Das Ziel ist eine tatsächliche Populationskontrolle, die zur positiven Entwicklung des gesamten Ökosystems beiträgt. Überhöhte Wildbestände müssen auf ein Niveau angepasst werden, bei dem sowohl das Ökosystem als auch die Wildtiere profitieren. Ein artenreicher Wald kann sich so auf die ungewisse Zukunft vorbereiten und den Herausforderungen des Klimawandels besser begegnen.

Vorteile der ökosystemorientierten Jagd

  1. Populationskontrolle: Durch angepasste Wildbestände wird der Verbiss reduziert, was die natürliche Verjüngung des Waldes und die Biodiversität fördert.
  2. Ökologische Balance: Das gesamte Ökosystem profitiert, da sich Flora und Fauna im Gleichgewicht entwickeln können.
  3. Gesellschaftlicher Beitrag: Hochwertiges Wildfleisch wird ökologisch und tierschutzgerecht erzeugt, was den Bedürfnissen der Bevölkerung nach ethisch vertretbarem Fleisch entspricht.
  4. Langfristige Akzeptanz: Jäger, die ihr Handeln hinterfragen und anpassen, können auf gesellschaftliche und politische Unterstützung bauen und einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz leisten.

Fazit

Die bisherige Jagdpraxis muss sich verändern, um den ökologischen Anforderungen unserer Zeit gerecht zu werden. Eine ökosystemorientierte Jagd, die sich an den Bedürfnissen des Waldes und der Wildtiere orientiert, bietet die besten Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Waldwirtschaft. Jäger müssen bereit sein, ihre traditionellen Ansichten zu überdenken und sich als aktive Gestalter eines gesunden und ausgewogenen Ökosystems zu verstehen. Nur so kann die Jagd in der modernen Gesellschaft einen wertvollen Beitrag leisten und langfristig akzeptiert und unterstützt werden.