Bericht zur Exkursion ins Forstrevier Irrel in der Südeifel

Bewirtschaftung von seltenen heimischen Baumarten

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Am 09.05.2025 trafen sich rund 25 Interessierte am Dinopark Ernzen zur Exkursion im Forstrevier Irrel (Forstamt Neuerburg), die sich schwerpunktmäßig mit der Behandlung von seltenen heimischen Baumarten befasste. Nach einleitenden Worten von Anne Merg (ANW), Forstamtsleiter Olaf Böhmer und Revierleiter Julian Gröber wurde am ersten Exkursionspunkt eine Kalamitätsfläche von Großer Küstentanne (Abies Grandis) besichtigt.


Nachdem hier die ersten stark geschwächten Grandis im Sommer 2021 entnommen wurden, verschlechterte sich die Vitalität der verbliebenen Bäume so stark, dass in 2022 auch die restlichen Grandis entnommen werden mussten, da im Umfeld des Dinoparks und der Teufelsschlucht ein hohes Besucheraufkommen in der Fläche herrschte. Um die neue Situation den Waldbesuchern zu vermitteln wurden individuell gestaltete Infotafeln errichtet. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass die auflaufende Naturverjüngung von Eiche in der flächig auftretenden Naturverjüngung der Grandis herausgepflegt wird. Im Frühjahr 2023 wurden zudem von Mitarbeitern des Dinoparks und der Gemeinde Ernzen 700 Stileichen, Elsbeeren, Wildbirnen und Speierlinge in der Fläche gepflanzt, um hier standortangepasste Pflanzen auf den dichten Decklehmstandort einzubringen. 


Durch die Entnahme der Grandis wurde auch ein starker Speierling mit einem BHD von 62 cm schlagartig freigestellt. Bis in den Herbst 2024 schien seine Vitalität überdurchschnittlich hoch zu sein, allerdings brach im Januar 2025 bei einem Wintersturm ein starker Steilast von ca. 30 cm Durchmesser ab. Hierbei zeigte sich eine ältere, starke Faulstelle hinter einem Druckzwiesel. Leider war der Speierling dadurch so weit geschädigt, dass er im Frühjahr 2025 nicht mehr austrieb und aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt werden muss. Im März wurden von dem abgebrochenen Steilast Reiser gewonnen, die auf Unterlagen gepfropft wurden. Trotz des hohen Alters der Reiser wuchsen immerhin 2 von 9 Pfropfreiser auf den Unterlagen an. Der vitalste Speierling soll im Herbst an dem Standort des alten Speierlings ausgepflanzt werden. Speierlinge brauchen sehr viel Licht und ertragen kaum Seitendruck. Früher, als noch Nieder- und Mittelwaldwirtschaft betrieben wurde, kam das den Speierlingen zu gute. Durch den flächigen Hochwaldbetrieb können sich ältere Speierlinge nicht mehr gegen die Nachbarbäume durchsetzen, wenn sie nicht konsequent von Bedrängern freigestellt werden. Alle ca. 20 Altspeierlinge im Revier Irrel stammen aus ehemaligen Nieder- bzw. Mittelwäldern. Entlang von lichten Waldinnenrändern und größeren Bestandeslücken werden im Revier Irrel weiterhin solitäre Speierlinge gepflanzt, um zum einen den Anteil der Speierlinge zu erhöhen, die für die Keuper- und Liassandstein-Standorte ideal geeignet sind. Zum anderen dienen Sie als Trittsteine, um der genetischen Isolation der heimischen Altspeierlinge entgegenzuwirken.
 

Starke Elsbeere (Foto Jürgen Dietz)

Im benachbarten Bestand konnte konnten die Teilnehmer sehen, wie flächig junge Eschen zusammenbrechen. Aus Naturverjüngung kommen hier allerdings Feldahorn, Hainbuche, Bergulme aber vor allem auch Elsbeere in unterschiedlichen Altersstufen vor. So entsteht ein standortangepasster, gestufter Mischwald. Gerade die Elsbeere kommt hier in überfaschend hoher Stammzahl natürlich vor. Eine besonders vitale Elsbeere von 56 cm BHD beeindruckte mit ihrer Vitalität und ihrer astfreien Schaftlänge. Da die Elsbeere nicht dem FoVG unterliegt, ist das Beernten von gut entwickelten Exemplaren für die Bereitstellung von hochwertigem Saatgut für Forstbaumschulen von großer Bedeutung für den klimastabilen Waldumbau. Weil sich in dem Bestand viele gut entwickelte Elsbeeren befinden ist hier eine Beerntung für Saatguterntefirmen interessant. Bei der Durchforstung werden die Elsbeeren gezielt gefördert um durch ihren Kronenausbau einen möglichst reichen Behang für die Saatguternte zu ermöglichen. 
 

Im hinteren Bereich des Bestandes fanden sich zudem Bergulmen, die das kritische Alter der „Masskrugstärke“ bereits überschritten haben. Sie sahen ausgesprochen vital aus und wurden vom Ulmensplintkäfer noch nicht entdeckt. Angrenzend standen auch vitale Eschen, was hoffen lässt, dass sie resistent gegen das Eschentriebsterben sind und sich ebenfalls auf dem Standort verjüngen. 
 

Teilnehmergruppe unter Bergulmen (Foto Jürgen Diez)


Nach einem kurzen Rundgang durch die Teufelsschlucht, die mit bizarren Felsschluchten des Luxemburger Liassandstein aufwartete, ging es vom Ferschweiler Plateau auf die andere Seite des Prümtals. Hier wurden im Gemeindewald Niederweis vor 19 Jahren Eiben gepflanzt, die im Januar 2025 bereits zum dritten Mal geastet wurden. Wie die alten Überwallungen zeigen, ist die Eibe ist Stande auch stärkere Aststummel sicher zu überwallen. Während die Eibe gemeinhin als langsamwüchsige Baumart gilt, konnte man hier sehen, dass die Eibe bei entsprechendem Lichtgenuss durchaus interessante Zuwüchse zeigt. Die reichlich auflaufende Naturverjüngung der Eibe wurde mit Bambusstäben markiert, die als Wildlinge an andere Stellen ausgepflanzt werden kann.
 

Teufelsschlucht (Foto Anne Merg)


Zum Abschluss der Exkursion wurde die neue Hängebrücke über die Prüm besichtigt, da die alte Brücke nach der Flut im Juli 2021 von den Wassermassen weggerissen wurde. 
 

Hängebrücke (Foto Anne Merg)


Wer sich näher für die Baumarten Elsbeere und Speierling sowie für die Eibe interessiert, kann an den jährlich stattfindenden Tagungen sowohl des Förderkreises Speierling (Speierling und Elsbeere) als auch der Eibenfreunde teilnehmen. 

Bei Interesse kann gerne eine Mail an groeber.julian@web.de  gesendet werden.